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Luzerner.ch / Dienstag, 10. September 2019 / Categories: Luzern, Photo, 2019

Der Berg Rigi gezeichnet von William Turner

Wo stand der britische Maler als er das bekannte Gemälde im 19. Jahrhundert malte? Auf Spurensuche in Luzern

Der Berg Rigi gezeichnet von William Turner
Es ist ein Sonntag im Sommer 2019 und draussen ist es heiss. Vor dem Restaurant Schwanen ist soeben ein Herr im Stuhl eingeschlafen. Der Kellner lässt ihn. Eine Treppe führt hinauf in den ersten Stock und gibt den Blick frei auf den See. Im Hintergrund der Berg Rigi.
 
 
 
 
 
 
 

Blicken wir einige Jahre zurück. In London wird William Turner am 23. April 1775 geboren. Mit 14 Jahren tritt Turner in die Royal Academy ein. Diese Academy in London ist eine der wichtigsten Kunstinstitutionen in Grossbritannien, wo er ein Jahr später an einer Ausstellung teilnimmt.
Die Zeit vergeht und 1802, nach Wahl als Vollmitglied, zieht es Turner aufs Festland. Er besucht den Louvre und die Schweiz. Weitere Reisen folgten 1836 und zwischen 1841 und 1844 in die Schweiz.
 
 
 
Zurück in die Schweiz, zum Schwanenplatz in Luzern. Wir lesen in Schriften aus der ETH-Bibliothek:
Den Auftakt gab der Bau des Hotel Schwanen. Der grossen Feuersbrunst unter der Egg und am Weinmarkt im Juni 1833, war auch das Gasthaus Schwanen zum Opfer gefallen. Der Wirt, Xaver Grob, beschloss daraufhin, seinen Hotelbetrieb an den Grendel beim See zu verlegen. An Weihnachten 1833 bekam er die Bewilligung, unter Abbruch des Hoftores sein Projekt auszuführen; das bereits 1834 vollendete Gebäude war mit seinen fünfeinhalb Geschossen und 27,5 Metern Höhe lange Zeit das höchste Haus in der Stadt. Vor dem Hotel wurde bis 1837 der erste Quaiabschnitt, der Schwanenplatz, angelegt.
 
 
  
 
 
 
Der schmale, hochgeschlossene Bau, der noch ganz dem Typus des traditionellen Bürgerhauses verpflichtet war, besass als erster die wesentlichen Voraussetzungen des neuen Fremdenhotels. Die Abkehr vom engen mittelalterlichen Stadtbild und die bewusste Ausrichtung auf den See mit Freigabe des Blicks auf das Alpenpanorama.
Der Bau des Schwanen brachte es mit sich, dass neuer Baugrund durch Seeauffüllung gewonnen werden musste und ein erstes Stück der Hofbrücke abgebrochen wurde. Durch etappenweise Anschüttungen entstanden sodann, entlang dem rechten Seeufer, nach einer anfänglich turbulenten Aufbruch Zeit in den folgenden Jahrzehnten das Hotel Schweizerhof, Luzernerhof, das Hotel National, der Kursaal, das Hotel Palace und mit ihnen, als repräsentativer Rahmen der grossartigen Gebäudekomplexe, breite, geradlinige Verkehrswege und vornehme Quaianlagen. Die städtebauliche Entwicklung des rechten Luzerner Seeufers fand mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein abruptes Ende.
 
Und genau in diesem Hotel Schwanen, dem höchsten Gebäude zu damaligen Zeiten, nächtigte der nun berühmte Maler Turner und genoss die Aussicht auf die Berge. Turner war ein Influencer ohne Instagram. Er hat den Engländerinnen vor der Instagram Epoche die Schönheit der Berge auf die Insel gebracht.
 

Der Wal im Vierwaldstättersee

 
 
 
 
 
 

Die einen bezeichnen das Bild der Rigi wie ein Wal der aus dem Vierwaldstättersee auftaucht.
Von der Rigi gibt es unterschiedliche Versionen. «The Blue Rigi, Sunrise» 1842, hat es in die Ausstellung des Kunstmuseums Luzern geschafft. Das Bild wurde von der Tate Gallery 2007 zum Preis von fast fünf Millionen Pfund erworben. «The Red Rigi» ist in Australien aufgehängt und der Weg war zu weit bis nach Luzern.
«The Dark Rigi» kann man kaufen. Da es aber ein wichtiger Exponent von nationalem englischen Interesse ist, hat es zur Zeit ein temporäres Exportverbot. Angebote sind im Preisgefüge von 10 Millionen Pfund aktuell geboten.


 
 
 


Turner der Maler

 
 
 
 
 
 
Er war ein rastloser Künstler, sehr produktiv und stets auf der Suche nach Motiven, die er auf vielen Reisen antraf. Er suchte immer das Besondere, spektakuläre Landschaften und berühmten Kulturstätten.
 
 
Neben der Rigi hat er den Pilatus, die Teufelsbrücke und die Gotthardstrasse bei Amsteg und Wassen gemalt. Man stelle sich heute vor, ein Maler fährt an Ostern nach Wassen und malt den Stau. Der Vater von Turner förderte seinen Sohn, Lehrer und Gönner erkannten das grosse Talent.
 
 
 
Mit zwanzig war er finanziell selbstständig und baute sich eine Gallerie an sein Haus an,  in der er Kunden seine Aquerelle und Gemälde zeigen konnte. Damit seine Gemälde nicht im Atelier angeschaut werden konnten, arbeitete er mit Kupferstechern und Verlegern zusammen, um seine Motive einem breiteren Publikum zu präsentieren. Das Anfeindungen nicht ausblieben, liess ihn nicht von seiner Arbeit abhalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Turner - Das Meer und die Alpen 

 
 
 
Eine Version der Rigi kann aktuell käuflich erworben werden. Das Kunstmuseum Luzern möchte, mit Unterstützung von Mäzenen und einem sechsstelligen Betrag, das Bild in Luzern behalten.
Mit der Ausstellung feiert das Kunstmuseum Luzern 2019 das 200-Jahr-Jubiläum der Kunstgesellschaft Luzern.

 


Reisen und die Malerei

Der Engländer Thomas Cook war ein guter Freund einer Luzerner Familie, die das Hotel Schwanen besass.  Er führte Gruppen auf Reisen durch die Schweiz. 1863 folgte die «First Conducted Tour of  Switzerland».  Die Thomas Cook Group plc ist heute ein börsennotierter Tourismuskonzern mit Sitz in London.
Der Alpentourismus konnte starten. Und münzt man die Geschichte in die Gegenwart um, so könnte man der Versuchung erliegen und sagen, Bilder in der Tate Gallery in Londen führten den Engländern die Schönheit der Alpen vor Augen. Heute heisst es, Instagram zeigt jeden Platz auf dieser Erde.
 
Zurück zum Schwanenplatz. Der Herr der vorher am Tische eingenickt iwarst, ist aufgestanden und gegangen.
Und wenn du das nächste Mal am Schwanenplatz vorbei gehst, schau in die grossen Fenster hinauf, vielleicht  sitzt dort ein berühmter Maler und winkt dir zu.

Die Austellung im Kunstmuseum Luzern dauert bis 13.10.2019. Und in der Tate Britain Gallery, direkt an der Themse, gibt’s wenn du reinkommst auf der rechten Seite eine grosse Turner Collection. Diese ist jeden Tag offen inkl. freiem Eintritt.
 
 
 
 
 
 
 
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